Jun 222019
 

Erfahrungsaustausch und Seminar zur Selbstbandage für Lip – und oder
Lymphödempatienten in Olpeniz an der Schlei

In der Zeit vom 27.04.2019 – 04.05. 2019 ließen sich zehn gestandene Frauen
inclusive meiner Person, auf das Pilotprojekt Olpeniz ein. Worum ging es dort ?
In einem großzügigen Ferienhaus, ausgestattet mit sieben Doppelzimmern, drei Bädern, Schwimmbad, Sauna, Wohnbereich, Küche sowie Aktionsraum, hatten wir die Möglichkeit eines intensiven Erfahrungsaustausches sowie Sensibilisierung bezüglich Bewegung und Ernährung. Das Wunderbarste dieser Maßnahme war das Angebot einer täglichen Lymphdrainage inclusive Wickeln nach Bedarf durch unseren äußerst erfahrenen Therapeuten Rolf Prischtscheptschuk, der täglich von Harrislee zu uns nach Olpeniz fuhr.
Im Rahmen eines Vorabtreffens wurden Einkaufslisten erstellt und Beladungen mit Sportartikeln auf die Autos verteilt. Ich kannte nur einige der Teilnehmerinnen und war natürlich sehr gespannt auf die Truppe der Selbsthilfegruppe Hamburg Reinbek.
Aus meiner Selbsthilfegruppe in Eilbek waren vier dabei. Das Kofferpacken war insofern aufwendiger als normalerweise, da wir als Selbstversorger alles mitführen mussten, wie Bettwäsche, Putzmittel etc.. Diesbezüglich wurden recht abenteuerliche Bilder gepostet.


Wir waren alle natürlich sehr gespannt auf unser Luxus-Ferienhaus und Olpeniz. Die Großzügigkeit des Küchen- und Wohnbereiches sowie der angrenzenden Terrasse überraschte und positiv. Die minimalistische Ausstattung der Doppelzimmer erforderte eine ausgeklügelte Logistik beim Einräumen – vor allen Dingen, wenn sie als Doppelzimmer genutzt wurden.
Auch in den Badezimmern musste man eine kluge Verteilung der kosmetischen Accessoires vornehmen. Das alles geschah reibungslos und ohne „Gezicke“.
Wie beim Vorabtreffen besprochen, übernahmen jeweils zwei Teilnehmerinnen pro Tag den „Kochdienst“ incl. Einkaufen. Die drei-Gänge-Menues waren phantastisch und entsprachen fast ernährungsphysiologischen Erkenntnissen .
Die frischen Brötchen morgens ließen den Tag gut starten. Es fanden sich immer helfende „Heinzelmännchen“ für die Vorbereitung des Frühstücks sowie anfallende Hausarbeiten. Man ergänzte sich eben.


Die äußerst individuell durchgeführten Lymphdraingen unter Anwendung der Tiefenoszillation, waren sehr angenehm und ermöglichten bei den meisten eine Volumenminderung des Ödems bzw. eine Linderung vorhandener Schmerzen. In Einzelgesprächen mit dem Therapeuten erhielten wir wertvolle Tipps zur Selbsthilfe.
Das recht gute Wetter ermöglichte ein regelmäßiges Nordic-walking. Tägliche Gymnastik unter Anleitung von Katrin Franz, untermalt mit liebevoll zusammengestellter Musik, sowie die intensive Nutzung des Schwimmbades mit Wassergymnastik rundeten das Sportprogramm ab.
Die Zusammenkunft aller zu den täglichen Mahlzeiten ließ einen intensiven Austausch zu. Gespräche in unterschiedlichen Konstellationen eröffneten interessante Lebensgeschichten.


Auch die Spielernaturen kamen voll auf ihre Kosten und fanden sich regelmäßig zusammen. Ich musste feststellen, dass Dart nicht meine Stärke wird. Das Billardspiel habe ich lieber Anderen überlassen.
Die am Ende der „Pionierwoche„ ausgefüllten Kritikbögen von uns allen
repräsentieren die äußerst positive Resonanz auf diese interessante Zeit.
Jede von uns würde diese Maßnahme gerne erneut in Anspruch nehmen.
Ich denke für jede von uns war die gemeinsame Woche mit zehn sehr
unterschiedlich geprägten Frauen eine wunderbare Erfahrung.
Mein Dank geht an unsere Landessprecherin für Hamburg und Schleswig-Holstein, Regine Franz, die durch ihr großes Engagement wahre Pionierarbeit geleistet hat und diese Maßnahme ermöglichte. Ebenso geht unser Dank an die DAK Gesundheit in Hamburg, die das Projekt großzügig unterstützt hat. Dank auch an die AOK NordWest.

Autorin: Teilnehmerin S.G.

Eine Idee wird Wirklichkeit

Schon Jahre zuvor suchte ich die Möglichkeit Patienten mit Lymphödemen mit allen Möglichkeiten der Therapie, der manuellen Fähigkeiten und der physikalischen Maßnahmen zu behandeln. Ich suchte einen Ort, er sollte wohnortnah sein, also 30 bis 50 km entfernt. Es sollten Unterkünfte, Übernachtungsmöglikeiten für 8 bis 10 Patienten bieten können, die auch eine Privatsphäre möglich macht. Die Verpflegung sollte entsprechend abgestimmt, ausgewogen sein und in gemütlicher Atmosphäre stattfinden können. Für die Therapie suchte ich ein Haus mit Sauna um die Viskosität
der Lymphödeme ändern zu können und mit Swimmingpool oder zumindest mit einem größeren Tauchbecken, mit mindestens 1,50 m Tiefgang, um die entstauende Wirkung des hydrostatischen Drucks während des Aquajoggings zu gewährleisten.

Hotels mit Swimmingpool sind rar oder nicht in einem Preissegment, in dem sich ein Pilotprojekt zu diesem Zeitpunkt realisieren lässt. Pensionen mit Pool Fehlanzeige. Ich suchte weiter, aus meinen Ferienzeiten in Dänemark kannte ich die Holzhäuser mit Pool und Sauna, aber im Norden Deutschland hatte ich diese Kategorie noch nicht entdeckt. Bis zu dem Tag, als mich Regine Franz während einer GalliLy Veranstaltung 2018 in Hamburg fragte, ob ich nicht an einer Therapiewoche in einem Ferienhaus mit mehreren Teilnehmerinnen interessiert sei. Sie suchte noch einen Therapeuten, der die MLD/KPE ausführen könnte. Der Termin stand schon fest. Auf die Zusage wartete Regine nicht lange, ich musste nur noch meine Frau informieren, die für die Terminierung meiner Patienten verantwortlich ist, dann meine Angestellte, die einige Patienten übernehmen konnte.

Dann wurde es Wirklichkeit. Die Teilnehmer zogen am Samstagvormittag in das Ferienhaus ein. Wir kamen am Nachmittag hinzu. Nach einer Tasse Kaffee und selbstgebackenen Kuchen auf der Terrasse bei herrlichem Sonnenschein bauten wir in dem Aufenthaltsraum die Therapiebank auf, die Regine organisiert hatte. Nach Abgabe der Heilmittelverordnungen und Privatrezepte nahm ich an jedem Einzelnen den Befund auf, Palpation, Sichtbefund, Umfangsmessungen, sowie Sauerstoffkonzentration und Puls, auch stimmte jeder Einzelne einer Fotodokumentation zu. Während dessen wurde der Pool von einigen Teilnehmern intensiv genutzt.

Als alle Daten gesammelt waren, stellte meine Frau für jeden einzelnen den
Therapieplan zusammen. Nach dem Sonntäglichen Ruhetag, begann am Montag die Therapie der Phase I, individuell auf jeden Einzelnen abgestimmt. Je nach Akzeptanz des Einzelnen, Befund und Ödemneigung wurde vor der Lymphdrainagebehandlung ein Saunaaufenthalt geplant und während den ersten Behandlungen wurden Schaumstoffe und Pelotten von meiner Frau zugeschnitten, die im Anschluss an jede Behandlung in die Kompressionsbandage als „Grundlage“ mit eingebunden wurden und so zusätzlich in der anschließenden Bewegungstherapie für die nötige Änderung der Viskosität führte. Auch die ansteigende Körperwärme (37°C) in dieser Kompression trägt zur Veränderung der Viskosität bei. Auch die Variante, dass die Schaumstoffe unter den vorhandenen flachgestrickten Kompressionsstrümpfen gelegt wurden, mit anschließender Bandagierung war eine Option. Die Bewegungstherapie wurde von den Teilnehmern selbst organisiert, entweder Aquajogging, Übungen in der Gruppe oder Nordic Walking in der Natur am Ostseestrand. Interessant war von einer Teilnehmerin die Vorstellung ihres Laufrades.

Für jeden einzelnen wurde es noch einmal interessant, wenn in den Vorträgen die anatomischen, physiologischen und pathologischen Vorgänge an dem Lymphsystem des menschlichen Körpers mit Video, Bild vorgestellt wurden. Sodass sich jeder noch effizienter auf die jetzige Lebenssituation einstellen kann und weiß was seinem Körper hilft und welche Einwirkungen sich auf das Ödem negativ auswirken können.

Am Freitagnachmittag, dem Ende der Therapiewoche wurden die neu abgenommen Masse mit den vorhandenen Daten verglichen, die sich allesamt verringerten. Zum Abschluss hat sich jeder zu diesem Pilotprojekt geäußert und die Vor- und Nachteile geschildert. Das Endresümee war einheitlich positiv. Am Samstagvormittag wurden die Sachen gepackt und jeder fuhr wieder in seine vertraute Heimat.

Vielen Dank für den Respekt jedes Einzelnen mit einander!

Autor:
Rolf Prischtscheptschuk ist Fachlehrer für MLD/KPE seit 1991 und seit 2014 selbstständig mit einer Schwerpunkpraxis für MLD/KPE, sowie Mitglied im Lymphnetz Flensburg.